Magdalénka

 
 

Magdalénka

Leben ist eine Wahl.                                                                  

 

Jeden Tag treffen wir mehr oder weniger wichtige Entscheidungen. Ich habe mich für die Vojta Therapie entschieden.

Magdalenka ist mein zweites Kind, sie wurde problemlos im Termin geboren. Sie war ein tolles Baby, das aß und schlief so, wie es sollte.  Bei einer Arztuntersuchung stellte man fest, dass Magdalenka’s Fußspitzen stets nach innen richteten. Der Arzt erklärte mir, dass es diese Stellung von der Position in Gebärmutter stamme. Er zeigte mir eine einfache Übung, die man einfach beim Spielen durchführen könnte. Der Kinderarzt hat mir die gleiche Information gegeben. Außerdem bemerkte er, dass der gerade Bauchmuskel auseinander war. Da habe ich den Kontakt an Herrn Krucký bekommen. Mit 6 Wochen traf Madlenka also ihren Therapeuten. Herr Krucký untersuchte sie und diagnostizierte nach Vojta. Die Fußsohlen waren nicht so bedeutungslos, wie es am Anfang schien, die Bachmuskelstörung wurde bestätigt und es persistierten noch welche Neugeborenen-Reflexe. Ich wusste weder dass sich Herr Krucký auf Vojta Therapie spezialisiert, noch wie man diese Therapie nutzen kann.  Wir sollten eine Übung 4x am Tag wiederholen.

   Zu Hause, als die Kinder eingeschlafen waren, suchte ich im Internet mehrere Informationen zur Vojta Therapie. Ich konnte diese Methodik schon früher, habe sie jedoch immer mit IZP (infantile Zerebralparese) verbunden. Ich wusste, dass diese Therapie lange Zeit braucht und dass wir mit der Zeit mehr Übungen bekommen. Für mich bedeutete es Geduld und Ausdauer zu beweisen. Ich hatte die Wahl: entweder mit „Vojta“ anfangen, oder einen neuen Therapeuten suchen. Heutzutage kann jede Mutter wählen, was ihr Kind das Beste ist, sie alleine trägt die Verantwortung.           

Ich habe mich für Herrn Krucký entschieden und fing an zu üben. Es ging ohne Probleme, Madlenka arbeitete gut mit, die Übungen nahmen nicht zu viel Zeit und ihr zwei Jahre älter Bruder half mir. In meinem Mann habe ich Unterstützung gefunden. Die folgenden Untersuchungen haben mich jedoch ziemlich verunsichert. Wir mussten mehrere Übungen machen und auch die Zeit war länger. Dazu kein Lob und Madlenkas Zustand wurde nicht besser. Im Gegenteil, Madlenka hat, nach Untersuchungen, keinen Fortschritt gemacht und manche Ergebnisse waren sogar pathologisch. Das hat mich durchaus überrascht. Hörte ich solche Nachrichten mit dem ersten Kind, würde ich vielleicht weinen und ich wäre bestimmt erschrocken. Mit dem zweiten Kind war ich jedoch gezwungen rational zu denken. Ich muss zugeben, dass mich meine mütterliche Intuition (der auch Herr Vojta glaubte) beruhigt hat, dass alles in Ordnung wird. Vielleicht deswegen kam sowohl ich als auch Madlenka zu Herrn Krucký stets mit guter Laune (Madlenka brauchte jetzt doch eine positive Mutter).

Innern habe ich mich jedoch immer gefragt: Was ist schlecht? Madlenka sieht doch völlig normal aus. Ihre psychomotorische Entwicklung ist auch in Norm. Mit meinem Mann haben wir gesagt, dass sie im Vergleich mit Honzík in allen Bereichen viel geschickter ist. Zu Herrn Krucký sind wir lediglich mit einer Diastase gekommen, auf die unangemessene psychomotorische Entwicklung wurden wir nicht aufmerksam gemacht. Meine Umgebung hat kaum verstanden, warum wir so intensiv mit Madlenka üben, wenn sie als jedes andere Baby ausgesehen hat. Plötzlich kam mir vor wie untergeschätzt die Rehabilitation in unserem Gesundheitswegen eigentlich ist. Wir geben viel Geld zur Beseitigung der einzelnen Probleme (fehlerhafte Körperhaltung, gehen auf Fußspitzen im Vorschul- und Schulalter usw.) aus, obwohl es eine Therapie gibt, die alle diese Probleme bereits im Säuglingsalter beseitigen kann.

Alle meine Fragen hat Herr Krucký immer geduldig beantwortet. Nie hatte ich ein Gefühl von seiner Überordnung oder Bissigkeit, wie es leider bei manchem medizinischen Personal vorkommt. Deswegen habe ich auch viel gefragt.

Magdalenka wurde wirklich durchs Gehen auf Fußspitzen, fehlerhafte Körperhaltung usw. gefährdet. Ich weiß, dass manche sagen, dass es nicht so tragisch sei, das Mädchen wird daran schon denken, wenn es groß ist. Wen von uns (meine jetzt 30+) tut der Rücken nicht ab und zu weh und wer steht immer nur schön gerade? Ich habe auch keine ideale Körperhaltung. Vor 20 Jahren hat es die Mutti mit einem Schlag mit Lineal und Worten: „Steh gerade!“ gelöst, vielleicht dachte sie dabei, dass sie einen unbedingten Reflex hervorruft und wenn ich dann ein Lineal sehen wird, stelle ich mich gerade. Das hat leider nicht geklappt.

Ich hatte selbstverständlich auch mit der Therapie aufhören wollen, aber ich würde nie eine solche Verantwortung auf sich nehmen. Ich habe zwar subjektiv den Zustand irgendwie bewertet, aber Herr Krucký ist in der Lage abzuschätzen wie sich der Zustand in 6 Monaten, einem Jahr entwickeln wird. Also die einzige vernünftige Möglichkeit – in der Therapie fortzusetzen. Ich wollte kämpfen mit der Aussicht, dass, wenn wir achtsam die Therapie einhalten, das Ergebnis muss kommen. Wir werden gewinnen.

Die Therapie war psychisch, physisch und auch zeitlich anstrengend. Madlenka hat dabei geweint und manchmal musste ich die mühsam angezogene Bällchen wieder ausziehen, 10-15 Minuten warten, damit sie sich beruhigt, und von vorne anfangen. Bei der Therapie hat sie immer wieder versucht meine Bemühungen zu verderben und sich aus der unangenehmer Position zu befreien. Die Therapie hat mit dem ganzen drum und dran eine halbe Stunde genommen und wir beide waren danach voll verschwitzt. Wir haben 4 Mal am Tag für 30 Minuten geübt. Madlenka hat vormittags so 2 Stunden, nachmittags 1, geschlafen. Es ist einfach zu berechnen, dass wir zu einer Zeit kaum was anderes als Schlafen, Essen und Therapie gemacht haben. Dazu kam noch die Betreuung von Honzík, Haushalt und ich wünschte mir auch meine eigene Freizeit zu haben. Mit meinem Mann haben wir versucht die Therapie zu verteilen, aber er hat nur die am Abend geschafft. Als ich gesehen habe wie die beiden dabei leiden (manchmal wusste ich nicht wer von denen mehr wütend war), hat er den Posten vom Unterhalter und Zeitmesser erhalten. Er hat die Länge der Übungen gemessen und dabei Madlenka abgelenkt. Ich hatte das Gefühl, dass ich da nicht alleine bin und konnte mich besser auf die Therapie konzentrieren. Ich versuchte möglichst ruhig zu sein um Madla mit meiner Nervosität nicht mehr aufzureizen. Es war keine einfache Zeit, aber ich habe mir immer gesagt, dass es Schlimmeres gibt. Ich habe an eine Freundin gedacht, die mit Zwillingen geübt hat und dazu noch 3 kleine Kinder zu Hause hatte. In einem solchen Vergleich wagte ich es nicht sich laut zu beschweren.  Außerdem nahm ich die Therapie als etwas einstweiliges, was Madlenka nur helfen kann.

Im achten Monat kam es in der Therapie zu einem Umbruch. Madlenka konnte sich schon auf allen vieren halten und Herr Krucký fing an sie zu loben. Das war eine große Erleichterung. Wir haben angefangen mit mehr Freude zu üben, wir haben gefühlt, dass das Ende kommt und wir gewinnen. Jeder Besuch brachte mir Optimismus und auch die Übungen wurden weniger. An Madlenka konnte man eine positive Veränderung sehen. Es hat nicht lange gedauert und sie hat angefangen zu krabbeln, dann sich zu setzen und um Möbel zu gehen.

Heute ist Magda 12 Monate alt und sie steht alleine ohne Unterstützung. Ich warte jeden Tag, dass sie ihren ersten selbstständigen Schritt macht. Wir haben doch zusammen einen langen Weg zurückgelegt und ich bin froh diese Erfahrung zu haben. Ich bewundere die Eltern, die nicht so gute Prognose wie wir haben. Hut ab!