Vojta-Methodik der 2. Generation (VM2G) ist eine Rehabilitationsmethode bei Erkrankungen des Zentralnervensystems und des Bewegungsapparates. Es handelt sich um eine innovative Therapiemethode unter Verwendung der klassischen Vojta-Methodik (VM).
Die klassische Vojta-Methode, auf der VM2G basiert, wurde in den 1960er Jahren vom tschechischen pädiatrischen Neurologen Prof. MUDr. Vaclav Vojta entwickelt.
Prof. MUDr. Václav Vojta (12. Juli 1917 – 12. September 2000) Pädiatrischer Neurologe, Autor der Reflexbewegungsmethode (der sogenannten Vojta-Methode). Er arbeitete als Arzt an IV. Klinik für Pädiatrie, Fakultät für Allgemeinmedizin, Karlsuniversität und Poliklinik am Karlsplatz in Prag. 1968 wanderte er nach Deutschland aus. Hier arbeitete er als Forscher an der Orthopädischen Klinik in Köln und seit 1975 in Kinderzentrum in München.
Wie funktioniert die Vojta-Methodik der 2. Generation?
Im Körper löst die Stimulation von Reflexzonen (d.h. eine spezifische Reaktion auf Reizungen) ein „Korrekturprogramm“ aus /siehe unten/. In den 1950er Jahren entdeckte MUDr. V. Vojta allgemeine Regeln zur Bewegungsentwicklung des Kindes von der Geburt bis zur Zeit seiner selbständigen Bewegung. Er untersuchte diese Modelle, um eine Rehabilitationsmethode zu finden, die für die Kinder geeignet wäre, die von einer Störung des Bewegungsapparates betroffen sind (meistens nach einer Zerebralparese). Er wusste, dass die normale körperliche Entwicklung ihre Etappen hatte, die jedes gesunde Kind durchmachen muss. Da er jedoch ein genialer Beobachter und ein großer Neurologe war, stellte er fest, dass selbst körperbehinderte Menschen eine Entwicklung durchlaufen, die zu einem sogenannten pathologischen Bewegungsstereotyp führt. Jeder von uns hat die normalen Bewegungsstereotypen in unserer genetischen Ausrüstung. Jedoch auch die pathologischen Bewegungsmuster sind im unseren Gehirn „versteckt“.
Erkrankungen des Bewegungsapparates lösen sowohl während der Entwicklung als auch im Erwachsenenalter ein pathologisches Stereotyp aus. Man kann sagen, dass physiologische (d.h. gesunde) Bewegungsstereotypen für das Gehirn so etwas wie ein „Software“ der Bewegungsgrundlagen (Drehen, Richten, Gehen und Greifen) sind. Wir können sie mit einer Computer-Software wie z.B. Windows vergleichen. Wenn diese nicht funktioniert, werden auch keine „speziellen Bewegungsapplikationen“ gestartet. Diese entwicklungsjüngere und auch fragilere „Software für physiologische Grundbewegungen“ kann irgendwo gestört werden, beispielsweise bei einem Schlaganfall oder einem operierten Gelenk. In diesem Fall verwendet das Gehirn eine ältere Version (wir können sie mit DOS vergleichen). Diese kennt jedoch nur pathologische Bewegungsstereotypen. Dieser primitive DOS kann entweder überhaupt keine „spezielle Bewegungsapplikationen“ ausführen (z. B. Springen, Tanzen, Klavierspielen und andere erworbene und erlernte Bewegungsfähigkeiten) oder werden diese verzerrt und fehlerhaft ausgeführt, was in der resultierenden Bewegung sofort sichtbar ist.
Das Ziel jeder Rehabilitation ist es zu den entwicklungsjüngeren „Windows“ zurückzukehren und so den Neustart komplexer Bewegungsapplikationen in einer völlig normalen Form zu ermöglichen.
Die brillante Sache, die Dr. V. Vojta entdeckte, war, dass es seit der Geburt so etwas, wie ein „Backup-Reparaturprogramm“ im Gehirn gibt, mit dem uns die Natur ausgestattet hat. Diese Fähigkeit kann im Allgemeinen anderen sogenannten Selbstheilung-Mechanismen des Körpers zugeordnet werden, wie beispielsweise der Heilung von Frakturen oder Wunden. Für einen normalen und erfolgreichen Verlauf des Heilungsprozesses, z. B. bei einer Fraktur, ist es notwendig, die in der Praxis überprüften Bedingungen zu erfüllen, d.h. Fixierung von Knochenfragmenten, Ruhe, Nichtbelastung usw. Auch für den „Start“ und den erfolgreichen Verlauf der Behandlung einer muskuloskelettalen Störung mit Hilfe dieses „Backup-Programms“ ist es notwendig, bestimmte bisher bekannte Bedingungen zu erfüllen. Ich möchte betonen, dass der aktuelle Wissensstand in diesem Bereich wahrscheinlich auf dem Niveau von Madame Curies Kollegen liegt, als sie die Heilung von Frakturen in den ersten Röntgenaufnahmen erstaunt beobachteten.
In der Praxis wurde jedoch bereits bestätigt, dass es zum Starten des Korrekturprogramms erforderlich ist, den Körper in eine vordefinierte Position zu bringen und eine (unwillkürliche) Reflexbewegung mittels bestimmte „Anlass-Reflexzonen“ hervorzurufen.
Wir können zwei Arten dieser Bewegungen unterscheiden – Reflexkriechen und Reflexrotation, die im Laufe der Zeit zu mehreren Modifikationen gewachsen sind. In der Praxis ist dies eine isometrische Bewegung, als würden wir die tatsächliche Bewegung in einem bestimmten Moment stoppen. Auf diese Weise wird dank der zeitlichen und räumlichen Ansammlung von Reizen, die zum Gehirn zurückkehren, eine weitaus höhere Effizienz erzielt. Dank dieser Stimulation kann das Reparatur-Programm dem Gehirn in seine „Windows“ die fehlenden oder beschädigten „Dateien“ hinzufügen, um die „Basis-Software für die Bewegung“ so vollkommen wie möglich in Betrieb zu setzen. Diese „Dateien“ sind notwendig für physiologische Bewegungsstereotypen und sie ermöglichen auch den Start von spezialisierten und komplexen „Applikationen“ der Bewegung.
Die Behandlungsmethode wurde nach ihrem Schöpfer „Vojtova“ genannt und wurde zunächst nur bei kleinen Kindern mit einem Risiko für Bewegungsstörungen mit großem Erfolg angewendet. Dank der unglaublichen Plastizität des Gehirns kann dieses Reparaturprogramm sogar eine größere körperliche Behinderung beheben.
In der VM2G werden außer klassischen Therapeuten auch sogenannte „Heimtherapeuten“ für Patienten jeden Alters zu der Therapie eingeladen. Ein Heimtherapeut kann ein Elternteil, Großelternteil, Freund oder einfach jeder sein, der bereit ist, bei der Therapie zu helfen. Es ist notwendig, dass der Heimtherapeut immer mit dem Patienten zu seinen Terminen beim Physiotherapeut kommt und dabei richtig geschult wird wie die Therapie zu Hause durchzuführen ist.
Im Gegensatz zur klassischen Vojta-Methodik verwendet VM2G eine Reihe von Hilfsmitteln in der Therapie mit denen der Reflex intensiviert und damit seine therapeutische Wirksamkeit gesteigert werden kann. Darüber hinaus ist die Therapie für Patienten angenehmer und für Heimtherapeuten oft einfacher.